Das war der IDAHOBIT 2025

Queerfeindlichkeit nimmt weltweit zu. Auch in München gab es Angriffe auf LGBTIQ* und ihre Einrichtungen. Dagegen wehren wir uns: Alle Bilder vom IDAHOBIT am Samstag, 17. Mai.


Der IDAHOBIT ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. Extremismus, Populismus und Hetze schüren Queerfeindlichkeit; international werden queere Rechte abgebaut, in manchen Ländern sogar kriminalisiert. In München gab es Schmierereien an LeZ und Sub; immer wieder wurden auch queere Menschen selbst Opfer von Angriffen.

Schluss mit der Hetze!

Aber wir sind viele, wir sind vereint, wir lassen uns nicht spalten. Deshalb protestierten wir unter dem Motto "Power of Communitys". Ob schwul, lesbisch, bi, trans, inter*, queer oder Ally – gemeinsam standen wir für Akzeptanz und Menschenrechte ein. ALLE FOTOS

IDAHOBIT 2025. Foto: Mark Kamin

Wir riefen alle Münchner*innen und Organisationen auf, sich unserer Kundgebung und dem Demonstrationszug durch die Innenstadt anzuschließen. Ab 15 Uhr sprachen Vertreter*innen verschiedener LGBTIQ*-Organisationen.

Demozug quer durchs Viertel

Danach startete unser Protestmarsch vom Sendlinger Tor über Oberanger, Rosental, Viktualienmarkt, Tal, Isartor, Frauen-, Reichenbachstraße, Gärtnerplatz, Cornelius-, Müller- und Frauenhoferstraße bis zur Papa-Schmid-Straße. Angeführt wurden wir von der Münchner Ruhestörung

Organisiert wird der IDAHOBIT jedes Jahr vom Münchner CSD und seinen Trägervereinen. Gefördert wird die Veranstaltung von der Münchner Regenbogenstiftung.

Strong: Mehr queerfeindliche Übergriffe

Unsere LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt Strong! hat ihre Statistik für 2024 veröffentlicht: Die Zahlen sind erneut gestiegen. Strong! will deshalb die Zusammenarbeit mit der Polizei ausbauen. Das haben wir am 13. Mai auf einer Pressekonferenz im Sub verkündet

Am 17. Mai ist IDAHOBIT, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans-Feindlichkeit. Weltweit gehen LGBTIQ* an diesem Tag für gleiche Rechte und Akzeptanz auf die Straße, auch in München.

Im Jahre 2025 scheint das dringlicher denn je: Die queerfeindlichen Narrative der Extremisten und Populisten nicht nur in unserem Land, Hass und Hetze, insbesondere online, nähren den Boden für Ausgrenzung und Gewalt. Die Übergriffe auf LGBTIQ* nehmen seit Jahren zu, wie unter anderem die Statistiken der LGBTIQ*-Fachstelle gegen Gewalt und Diskriminierung Strong! zeigen. Sie haben Strong! und Sub heute gegenüber den Medien in einer Pressekonferenz offengelegt.

Anstieg gemeldeter Vorfälle

Demnach wurden 2024 bei Strong! 289 Vorfälle gemeldet – das sind 59 mehr als im Vorjahr und insgesamt 130 mehr als noch vor zwei Jahren. Die Vorfälle reichen von einfachen Alltagsdiskriminierungen über Beleidigungen, Bedrohungen und Benachteiligung bis hin zu sexueller Belästigung und schwerer Körperverletzung. Zahlen der Staatsregierung bestätigen den Trend. Im März 2025 meldete Bayern auf eine Anfrage der Fraktion Die Grünen / Bündnis 90 im Landtag für das vergangene Jahr 177 angezeigte Straftaten; 2023 waren es 190.

Pressekonferenz von Strong! aus Anlass des IDAHOBIT 2025

Inwieweit aus den Strong!-Zahlen ein Anstieg der LGBTIQ*-Feindlichkeit in der Gesellschaft insgesamt abgeleitet werden kann, bleibt unklar: Immerhin ist die Fallstatistik nicht repräsentativ. Dennoch sei, wie die Polizei selbst bekundet, von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, so Annina E., Beraterin bei Strong! Denn nur die wenigsten Vergehen werden angezeigt. „Die Betroffenen scheuen den Aufwand oder glauben, es bringt ohnehin nichts.“ Viele hätten auch zu wenig Vertrauen in die Polizei.

Das gesellschaftliche Klima gegenüber queeren Menschen ist aller Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte zum Trotz rauer geworden. Debatten werden mit viel Empörung geführt, schlagen oft in verbale Gewalt und mitunter in körperliche Angriffe um. Das trifft insbesondere trans* und inter* Menschen. Identitätsbezogene Diskriminierung bzw. dezidiert Trans- und Inter-Feindlichkeit gehören zu den meist genannten Motiven von Täter*innen.

Ausbau der Zusammenarbeit mit der Polizei

Seit ihrer Gründung - Strong! feiert 2025 ihr fünfjähriges Jubiläum - berät und unterstützt die Fachstelle Betroffene queerfeindlicher Gewalt und deren Angehörige, Freund*innen und Kolleg*innen sowie Zeug*innen. Dafür betreibt sie – inzwischen auch in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Innenministerium sowie der Polizei – bayernweit ein Beratungstelefon, außerdem in Kooperation mit dem Justizministerium eine Meldestelle für Hate Speech.

„Die Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern und den Behörden wollen wir vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen unbedingt ausbauen“, sagt Leonie L., wie Annina E. Beraterin im Team Strong! Die Ansätze dafür seien gut, das Vertrauen da.

Für das Beratungstelefon, das Strong! seit 2020 anbietet, hat die Fachstelle mit dem Polizeipräsidium Mittelfranken und Unterstützung des Innen- wie Sozialministeriums 2023 zusätzlich den so genannten proaktiven Beratungsansatz entwickelt. Heißt: Meldet sich jemand bei den Behörden, um Anzeige zu erstatten, bietet die Polizei Betroffenen proaktiv an, sich bei Strong! zu melden, sofern Beratungsbedarf besteht. Nach einer erfolgreichen Pilotphase wurde der Ansatz auf die Oberpfalz und München ausgeweitet. Weitere Regierungsbezirke sollen folgen.

Interview mit Leonie L. (m.) und Annina E. bei der Strong!-Pressekonferenz 2025

Und auch die Meldestelle für Hate Speech spielt eine zentrale Rolle. 2023 eingeführt, ist sie bislang bayernweit die einzige für LGBTIQ*, bei der Betroffene und auch Zeug*innen Hassrede melden können. Strong! prüft die Eingaben, unterstützt bei der Dokumentation und Einschätzung der Meldung und stößt gegebenenfalls eine strafrechtliche Verfolgung durch die zuständige Staatsanwaltschaft beim Justizministerium an.

Der Aktionsplan Queer muss kommen

Es ist kaum abzuschätzen, wie sich die Situation für LGBTIQ* in naher Zukunft entwickeln wird. Inzwischen ziehen sich auch Verbündete der Community zurück, etwa Sponsoren bei CSDs in ganz Deutschland. Angesichts der Lage wünscht sich das Team von Strong! eine schnelle Implementierung des Aktionsplan Queer, den die bayerische Staatsregierung derzeit erarbeitet. Das Sozialministerium hatte 2023 die Aufgabe bekommen, in den nächsten Jahren zusammen mit der LGBTIQ*-Community geeignete Maßnahmen zu definieren, um Diskriminierung, Hassrede und Gewalt gegenüber LGBTIQ* wirksam zu bekämpfen.

„Der Freistaat muss seiner Pflicht nachkommen, alle, auch queere Menschen in Bayern vor Diskriminierung und Gewalt zu schützen und sich für gleiche Rechte und Akzeptanz von Minderheiten einzusetzen!“ sagt Dr. Kai Kundrath, Geschäftsführer im Schwul-Queeren Zentrum Sub. Das stärke letztlich den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. „Wenn der politische Wille da ist, queere Lebensrealitäten zu akzeptieren, kann ein queerer Aktionsplan hierzu einen wertvollen Beitrag leisten.“

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