Seit Oktober läuft das neue Semester der Männerakademie in der Müllerstraße 14. In diesem Jahr bieten wir erstmals auch dezidiert Vorträge an, die sich an die gesamte LGBTIQ*-Community richten. Die nächste Queerakademie gibt's wieder am 12. Januar, 19.30 Uhr, mit dem Thema: "Liebe zu dritt".
Wir widmen uns seit dem 10. Oktober in einer Vortragsreihe den unterschiedlichsten Aspekten von Männer - und queerer Gesundheit. Jeden Monat ist ein anderes Thema an der Reihe.
„Wir haben die Männerakademie einst gegründet, weil Männer spezifische Gesundheitsanliegen haben, um die sie sich viel zu wenig kümmern", sagt Christopher Knoll von der Sub-Beratungsstelle für schwule Männer. "Wir wollen sie dafür sensibilisieren, die Relevanz der einzelnen Gebiete für sich zu hinterfragen.“ Weil viele Fragen aber nicht nur Männer beschäftigen, hat das Sub 2023 erstmals auch allgemeine queere Themen in das Programm aufgenommen.
So diskutieren nun Schwule, Hetero- und trans* Männer sowie queere Menschen an vielen Abenden in der Müllerstraße 14 gemeinsam mit Expert*innen. Dafür haben wir hochkarätige Referent:innen ins Sub eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Queerakademie wird gefördert von der Münchner Regenbogenstiftung.
Und so sieht das Programm im Einzelnen aus:
Polyamorie ist mittlerweile in aller Munde, weil sie eine Befreiung aus traditionellen und einengenden Beziehungs- und Familienformen verspricht. Schaut man sich an, wer wann und wie nicht-monogam lebt, scheint es, als ob gerade Lebens- und Beziehungsformen, die in der queeren Szene entwickelt wurden, auch im monogamen Mainstream übernommen werden.
Von außen betrachtet scheint es einen starken Fokus auf Liebe, Sexualität und Eifersucht beim Reden über Polyamorie zu geben. Die Veranstaltung nimmt die soziale Bedeutung der Monogamie als Ausgangspunkt für die Frage auf, unter welchen Bedingungen Polyamorie einen subversiven Charakter hat, wie sie ein schöneres Leben ermöglichen kann und wann sie schlichtweg eine neoliberale Selbstoptimierungsstrategie ist.
Michel Raab ist Sozialarbeiter und Sozialwissenschaftler und beschäftigt sich beim Bildungskollektiv Biko mit Geschlechterverhältnissen, sozialer Ungleichheit und Bewegungsgeschichte. Er lebt in einer Kommune und von verschiedenen Jobs in Bildung, Wissenschaft und EDV.
Er gehört zum Netzwerk Kritische Beziehungsforschung und hat 2016 bis 2019 dazu geforscht, wie Menschen in Poly-Kontexten sich umeinander kümmern. 2022 hat er zusammen mit Cornelia Schadler denn Sammelband "Polyfantastisch? Nichtmonogamie als emanzipatorische Praxis" herausgegeben.
Wenig sprechen wir in der LGBTIQ*-Community über Queersein innerhalb kirchlicher Organisationen. Dies bedeutet auch, dass es wenig Sichtbarkeit für Personen gibt, die religiös und queer sind. Dies möchten wir gerne in der Queerakademie aufgreifen und gemeinsam diskutieren.
Eine geschlechtliche oder sexuelle Identität ist, auch nachdem sie vom Subjekt einmal erworben wurde, nicht für allemal gegeben. Jedwede sexuelle und geschlechtliche Identität muss zu ihrer Aufrechterhaltung permanent wiederholt werden. In dieser Wiederholung wird die sexuelle bzw. geschlechtliche Identität sozusagen dargestellt.
Zugleich wird in diesem Darstellungsprozess die Anerkennung der anderen für das, was man ist oder zu sein glaubt, abgerufen, ja verlangt. Bleibt diese Anerkennung aus, kommt es zu Konflikten und zu dem weithin erhobenen Vorwurf, von den anderen nicht adäquat gelesen zu werden.
Martin Dannecker wird in seinem Vortrag der Frage nachgehen, wie wir uns die sexuelle und geschlechtliche Identität vergegenwärtigen. Darüber hinaus wird er auf die viele umtreibende Frage nach der Zähigkeit bzw. Flüssigkeit der sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten eingehen.
Gewalt und Diskriminierung gegen queere Menschen sind leider immer noch alltäglich. Jede LGBTIQ*-Person hat ihre eigene Erfahrung mit diesen Themen. 2023 wurden zahlreiche Vorfälle rund um die Pride-Veranstaltungen in Bayern bekannt. Und wir sagen klar: Jede Diskriminierungs- und Gewalterfahrung ist eine zuviel!
Dennoch sprechen wir viel zu selten offen über das, wenn und was uns widerfährt. Woran liegt das? Dieser Frage gehen wir in dieser Veranstaltung nach und erörtern, wie sich die LGBTIQ*-Community empowern kann. Mit Annina und Ben, psychosoziale Berater*innen bei Strong!