Ab dem 3. November hängen zwölf Fotocollagen bei uns, die Einblicke in die Schicksale queerer Menschen im Krieg geben. Die Ausstellung kommt von Munich Kyiv Queer, kuratiert hat sie der KyivPride. Zur Vernissage führt Lenny Emson, Executive Director der Organisation, ab 19.30 Uhr in die Geschichten der Portraitierten ein.
Seit dem CSD hängen in den Schaufenstern des diversity Café, Blumenstraße 29, von außen gut einsehbar Portraits ukrainischer LGBTIQ*, die ihr Leben im und mit dem Krieg beschreiben. Die einen helfen, manche kämpfen, andere sind geflohen. Jetzt kommt die Ausstellung nochmal ins SUB.
Das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum Münchens hat zur Eröffnung am Donnerstag, 3. November, Lenny Emson eingeladen, Chef*in des KyivPride, der dem SUB die Ausstellung zur Verfügung stellt.
Im Gespräch mit Conrad Breyer, Sprecher von Munich Kyiv Queer, erläutert Lenny ab 19.30 Uhr, aus welcher Intention heraus und wie die zwölf Portraits entstanden sind. Im Mittelpunkt aber sollen die Menschen stehen, die "Ich bin AUS der Ukraine. Ich bin IN der Ukraine" vorstellt.
Grußworte sprechen ein Vertreter des ukrainischen Generalkonsulats in München sowie Stadtrat Dominik Krause, der Munich Kyiv Queer seit vielen Jahren in Vertretung von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter zu Münchens Partner-Pride in Kyjiw begleitet.
Im Krieg geht es immer um Entscheidungen: Soll ich das Land verlassen? Bleibe ich? Wie kann ich meine Familie, Freund*innen und nicht zuletzt die Community unterstützen, der ich selbst viel zu verdanken habe.
Die zwölf Porträts von "Ich bin IN der Ukraine. Ich bin AUS der Ukraine" geben Antworten. Lesbische, schwule, bisexuelle, non-binäre, trans* und queere Menschen aus der Ukraine erzählen uns ihre Geschichten. Drei von ihnen stellen wir hier vor. Da ist zum Beispiel:
Bis zum 24. Februar war Nikas Leben ziemlich spannend: Die Designerin zeichnete unter anderem animierte Clip für einen großen TV-Sender.
Jetzt nutzt sie ihr Können dafür, den Leuten mit ihren Videos zu erklären, wie sie sich im Falle eines Luftalarms verhalten sollen. Und natürlich erzählt sie auch Geschichten, die Hoffnung machen sollen. "Aber davon gibt es immer weniger", sagt sie.
Als AuRa ist der schwule Künstler Arthur in der Szene unterwegs. Vor Kriegsausbruch dachte er keine Minute daran, sich vor aller Welt zu outen. Das hat dann kürzlich jemand anderer für ihn übernommen und er hatte totale Panik – ein Outing mitten im Krieg.
Aber alles ging gut, alle blieben ruhig, freundlich, zeigten sich offen. "Die Gesellschaft der Ukraine verändert sich im Moment unglaublich schnell", sagt Arthur. "Wir überdenken alles und schaffen ein neues Land." Und schließlich:
Die 32-Jährige aus Kyjiw hofft sehr darauf, dass der Krieg gleiche Rechte und Akzeptanz für LGBTIQ* bringt. Sie war vor dem 24. Februar als Fitness-Trainerin unterwegs, aber jetzt ist ihr der Job in der Armee wichtiger. "Im Moment dreht sich alles darum, wie man den Sieg beschleunigt."
Zum Glück hat sie einen integren Kommandanten, dem es egal ist, "wer mit wem schläft", wie er sagt. Die Kamerad*innen machen keine Witze mehr über sie. "Wir haben dafür zu viel Arbeit"“ Sie meint, LGBTIQ* sollten im Militär unbedingt sichtbar sein. Denn es ist ein Freiheitskrieg – für jede*n einzelne*n.“
Alle Frauen* und Männer* hat der KyivPride in den vergangenen Monaten zu ihrem Leben vor und nach dem Kriegsausbruch befragt, selbst fotografiert oder sich Bilder schicken lassen. Herausgekommen sind berührende Portraits von Menschen aller möglichen Gender-Identitäten und sexuellen Orientierungen, die sich mutig ihrem Schicksal stellen.