Wie junge Schwule die Szene verstehen

Der Sozialpädagoge und Dozent Lucas Deiner referiert im Rahmen der Männer*-Akademie im Sub darüber, wie Männlichkeits-„Ideale“ junge Schwule unter Druck setzen und wie die Community ihnen konstruktiv begegnen kann. Dienstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr

Die Lebensphase der Adoleszenz ist eine besondere Herausforderung. Junge Menschen festigen die Beziehung zu ihrem Selbst, verschiedenen sozialen Kontexten sowie zum eigenen Begehren und Körper. Dabei müssen sich schwule Jugendliche und junge Männer* stets auch mit schwulen Männlichkeitsanforderungen und Körpernormen auseinandersetzen. Das erzeugt bei vielen eine eigene Qualität von Druck.

Verkürzter Blick auf eine vermeintlich schwule Ästhethik

„Dieser Druck kann am ehesten als Anpassungsdruck beschrieben werden“, sagt der Sozialpädagoge Lucas Deiner, „insbesondere auf der Ebene von Körperformung und männlicher Performance“. Deiner ist Sozialpädagoge (M.A.) bei der Queeren Jugendorganisation diversity München e.V. sowie Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München für den Bereich Gender Studies. Am Dienstag, 10. Dezember, spricht er ab 19.30 Uhr in der Müllerstraße 14 im Rahmen der Männer*-Akademie über das Thema „Wie junge Schwule die Szene verstehen“.

Männer- und Queer-Akademie

Insbesondere beim Online-Dating erlebten die Betroffenen, was es heißt, „schwul“ zu sei. Hier lernen junge Schwule eine „schwule Art der Kommunikation“: knapp, wirtschaftlich, oberflächlich. Alles wird aufs Sexuelle verkürzt.

Die Community kann junge Schwule unterstützen

Zu einem gesunden Selbstbewusstsein trägt das nicht unbedingt bei. Viele fragen sich: Bin ich genug? Kann ich mithalten? Gerade die nicht-kommerzielle Szene mit ihren Organisationen, Vereinen und Gruppen könne hier aber Empowerment ermöglichen, betont Deiner.

Einmal indem sie sich mit schwulen Männern und deren Körperbild abseits stereotyper Ästhetik und sexueller Performance auseinandersetze und zum Anderen, indem sie die Vielfalt von Männerkörpern und Männlichkeiten zur Darstellung bringt. Damit kann sie Normen brechen. Aktuell versucht das zum Beispiel die Ausstellung von Alexander Deeg „Boudoir II“. Es geht um eine Art „Normalität“.

Lucas Deiner, Sozialpädagoge

Lucas Deiner hat im Rahmen seiner Masterarbeit viele Interviews mit jungen schwulen Männern zu diesem Thema geführt. Viele wünschen sich demnach dezidiert entsexualisierte Räume, wo es um sie als ganze Person geht und nicht um sie als schwulen Sexualpartner.

Deiners Vision: die Community als Ort vielschichtiger Verbindung

In seinem Vortrag wird Lucas Deiner zunächst in die sozialwissenschaftlichen Zugänge zu Männlichkeit, Körper und Szenen als solches einführen und dann anhand von Fallportraits überlegen, inwiefern deren Wechselwirkungen Auswirkungen auf junge schwule Männer haben. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick, wie die Szene selbst zu einer positiven Veränderung beitragen kann.

„Mein Anliegen wäre, dass am Ende klar ist, warum eine Beschäftigung mit dem schwulen männlichen Körper lohnend ist, genauso wie ein aufmerksamer Blick in die Szeneräume, die wir schaffen. Sie sollten inklusiv sein, um Schutzräume für alle schwulen Männer zu schaffen“, sagt Deiner.

Die Männer* und Queer-Akademie im Sub

Die Männer*-Akademie im Sub gibt es seit 2013. Damals hatte das Sub sie gegründet, weil Männer* spezifische Anliegen haben, um die sie sich viel zu wenig kümmern, vor allem, wenn es um ihre Gesundheit geht. Da viele Fragen aber nicht nur Männer* betreffen, nahm das Sub 2023 erstmals auch allgemeine queere Themen in das Programm auf: So entstand im heutigen Schwul-Queeren Zentrum Sub neben der Männer*- die Queer-Akademie.

Schwule, Hetero- und trans* Männer, die ganze Community bekommen nun an sechs Abenden in der Müllerstraße 14 Impulse zu Themen, die sie beschäftigen. Dafür haben die Veranstaltenden hochkarätige Referent*innen ins Sub eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Männer*- und die Queer-Akademie werden gefördert von der Münchner Regenbogenstiftung!

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