Wie lebt man queere Liebe im Ausnahmezustand? Die Ukraine ist nicht nur ein Land, das um sein Überleben kämpft. Die Ukraine ist auch Heimat von Menschen, die seit Jahrzehnten um Akzeptanz, gleiche Rechte und Sichtbarkeit ringen. Ein Abend mit Kurzfilmen über queeres Leben in der Ukraine. Sonntag, 18. Mai, 19.30 Uhr im Sub.
Lesben, Schwule, Bi, Trans*, Inter* und Queers hatten es in der Ukraine nie leicht. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 ist Homosexualität zwar nicht mehr strafbar; die ablehnende Haltung der Bevölkerung aber blieb.
Erst mit Beginn der Pride-Bewegung 2012, die München als Partnerstadt von Kyjiw und seiner Community mit anstieß, änderte sich das: Die neue Sichtbarkeit brachte Akzeptanz, die Annäherung an die EU auch einige rechtliche Fortschritte. Das Problem sind bis heute die wenigen lautstarken Rechtsradikalen, die in einer liberaler werdenden Gesellschaft ihre Existenz bedroht sehen und entsprechend aggressiv gegen alles Queere auftreten.
LGBTIQ* sind als Minderheit aufgrund von Diskriminierungserfahrungen in einer noch immer relativ homo- und transfeindlichen Gesellschaft bis heute besonders schutzbedürftig – das gilt insbesondere für ein Land im Krieg. Diskriminierung und Gewalt gehören zum Alltag.
Es sind diese Menschen, die die Veranstalter*innen von Munich Kyiv Queer im Rahmen einer Kurzfilmnacht aus Anlass des IDAHOBIT am Sonntag, 18. Mai, ab 19.30 Uhr im Sub sichtbar machen wollen.
Christina Parficheva, die Kuratorin des Abends und Mitfrau von Munich Kyiv Queer, präsentiert eine Auswahl queerer Kurzfilme, die zwischen 2017 und 2024 entstanden sind. Es sind Dokumentarfilme und Fiction-Formate, die auf verschiedenen Festivals gezeigt wurden wie dem Queer Film Festival München, dem Sunny Bunny in Kyjiw und dem Thessaloniki Documentary Festival. Mal rauh und poetisch, immer ehrlich und einfühlsam erzählen sie von Sehnsucht, Angst, Widerstand und Hoffnung.
Munich Kyiv Queer zeigt die Filme im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln. Im Anschluss sind die Gäste im Sub zur Diskussion mit den Filmschaffenden geladen. Es kommen Veronika Havrykova („Lost“), Olena Siyatovska („I am Michelle“) und Bohdan Kolesnyk („Apokalypse Yesterday“). Sie alle leben im Ausland: Veronika in München, Olena reist aus Lissabon an, Bohdan aus Warschau. Die Interviews finden auf deutsch und englisch statt. Und das sind die Filme:
LOST Deutschland/Ukraine, 2024; deutsche Untertitel. Regie: Veronika Havrykova, 17 min
Nach einer schmerzhaften Trennung flieht die Hauptdarstellerin vor ihren Erinnerungen nach Deutschland. Sie steigt in ein Taxi. Während der Fahrt gibt sie nach und nach ihre Geschichte preis: Ihre Freundin hat sie verlassen, weil der gesellschaftliche Druck auf das Paar zu hoch war. Die Protagonistin ringt damit, diese Wahrheit für sich zu akzeptieren. Das Gespräch bringt auch den Taxifahrer zum Nachdenken. Am Ende der Reise finden beide für sich etwas Wichtiges heraus. MEHR
I AM MICHELLE Ukraine, 2023, englische Untertitel, Regie: Olena Siyatovska, 20 min
Michelle, ein 20-jähriges trans* Mädchen, lebt in Kyjiw und träumt davon, Model zu werden. Obwohl sie in den sozialen Medien beliebt ist, überkommt sie oft die Einsamkeit. Sie kehrt in ihr Heimatdorf in der Westukraine zurück, um Verwandte und Freund*innen zu besuchen. Es ist das erste Mal, das sie so akzeptiert wird, wie sie ist. MEHR
APOKALYPSE YESTERDAY Ukraine, 2023; engl. Untertitel. Regie: Bohdan Kolesnyk, 18 min
In wenigen Stunden wird die Erde im Höllenfeuer zergehen. Nur die Glücklichen mit einem Ticket für das Raumschiff werden überleben auf dem Weg in eine neue Galaxie. Bodia und Max gehören zu ihnen, doch in letzter Sekunde stiehlt Max die Tickets für sich und seinen neuen Freund Vasia. Bodia bereitet sich darauf vor, in der glühenden Sonne zu sterben, doch seine gute Freundin Sasha hat andere Pläne für diesen letzten Tag: Sie will Max die Hölle heiß machen. MEHR
BEFORE CURFEW Ukraine, 2023, Regie: Angelika Ustymenko, 20 min
Zwei lesbische Frauen* treffen sich im Zug und beschließen spontan, in Kyjiw auszusteigen, um den Tag gemeinsam zu verbringen. Während sie über Intimität und Zärtlichkeit sprechen, hören sie Explosionen. Sie teilen ihre Gedanken über das Leben in einer grausamen Realität und ihren Schmerz. Sie verstehen: Ihre Jugend wurde ihnen gestohlen. MEHR
QUEER FIGHTERS OF UKRAINE Ukr. 2023, Regie: A. King, A. Ustymenko, 20 min
Der Dokumentarfilm gewährt einen intimen Einblick in Russlands Krieg gegen die Ukraine aus Sicht der ukrainischen Community, die gleichzeitig gegen die Invasion und um Gleichberechtigung in ihrem eigenen Land kämpft. Am ersten Jahrestag der Großinvasion nahm Ustymenko in Zusammenarbeit mit Huck Docs ein früheres Dokumentarfilmprojekt wieder auf, um die vielfältigen Formen queeren Widerstands zu erkunden. MEHR
SIMEIZ Ukraine, 2022; englische Untertitel. Regie: Anton Shebetko, 18 min
Ein Dorf an der Südküste der Halbinsel Krim. In der Sowjetzeit entstand hier im Geheimen ein kleines, queeres Resort. Alles begann mit einem FKK-Strand. Später, schon in der unabhängigen Ukraine, kam der Nachtclub Hedgehogs hinzu. In den 90er Jahren wurde Simeiz zu einem wichtigen Treffpunkt für LGBTIQ* aus der Ukraine, Belarus und Russland. Jährlich besuchten rund 4.000 Menschen den Ort. Heute unter Besatzung ist Simeiz bedroht. Die staatliche Verfolgung queerer Menschen in Russland lässt auch auf der besetzten Krim keinen Raum für Vielfalt. MEHR
CHACHO Ukraine, 2020, deutsche Untertitel. Regie: Vitalii Havura, 20 min
Yanush kommt aus der Roma-Community. Er ist in einer kleinen ukrainischen Stadt aufgewachsen und soll bald heiraten. Genau wie seine Eltern sich das wünschen. Doch Yanush ist schwul und in Pascha verliebt. Gemeinsam beschließen sie, heimlich von der Hochzeit abzuhauen und die Stadt zu verlassen. Aber wird Yanush das auch wirklich durchziehen? MEHR
AFTERTASTE Ukraine, 2017; deutsche Untertitel. Regie: Yurіy Katinsykiy, 20 min
Ein Mann besucht seine Heimatstadt und trifft sich dort mit alten Freund*innen. Ehe der Tag zu Ende geht, beschließen sie, noch Zeit miteinander zu verbringen, und steigen in das Auto eines Fremden, dessen Absichten unklar sind. Ihre spontane Aktion erweist sich als Chance, einander näher zu kommen und sich selbst zu finden. MEHR
Eine Veranstaltung von Munich Kyiv Queer, Sub, CSD München. Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat München.
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