Alkoholabhängigkeit bei queeren Männern

Mit einer Podiumsdiskussion am 14. November wollen wir auf die Gefahren des Alkoholkonsums in der Community aufmerksam machen. Für eine Selbsthilfegruppe suchen wir außerdem Gruppenleiter.

Im Alltag scheinen alkoholische Getränke überall präsent zu sein. Alkohol ist die am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz und anders als die meisten Drogen nicht nur legal: Ihr Konsum ist sogar sozial erwünscht.

Diese Allgegenwärtigkeit macht sie insbesondere in der queeren Community so gefährlich, die sich privat und für ihre zivilgesellschaftliche Arbeit häufig in öffentlichen Lokalen trifft und aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen besonders suchtanfällig ist.

Bar. Foto: Sérgio Alves Santos / Unsplash

Zu diesem Thema diskutieren am Dienstag, 14. November, 19.30 Uhr, im Sub, Müllerstraße 14:

  • Dr. Tobias Rüther, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Suchtmedizin an der Münchner LMU-Klinik,
  • Holger G., der eine Selbsthilfegruppe für Alkoholabhängige und Angehörige beim Blauen Kreuz München e.V. in München-Neuhausen leitet, und
  • Stefan R., Angehöriger eines alkoholabhängigen schwulen Mannes.

Holger G. berichtet von seiner Abhängigkeit, wie sie insbesondere mit seiner Identität als schwuler Mann in Verbindung steht und welchen Stellenwert Selbsthilfegruppen auf seinem Weg zu einem Leben ohne Alkohol gespielt haben. Stefan R. erzählt von den Erlebnissen in seiner Partnerschaft und davon, wie ihm die Selbsthilfe geholfen hat, seine Probleme in den Griff zu bekommen. Auch Stefan leitet beim Blauen Kreuz München e.V. eine Selbsthilfegruppe – und zwar für Angehörige Alkoholabhängiger.

Der Eintritt ist frei, der Zugang rollstuhlgerecht. Getränke sind erlaubt, aber die Veranstaltung ist alkoholfrei!

Die Diskriminierungserfahrung treibt den Alkoholmissbrauch an

Alkoholabhängigkeit ist in der LGBTIQ*-Community weiter verbreitet als man denkt. Sie erklärt sich in der Regel mit den erhöhten psychischen Anforderungen, die sich aus der oft schwierigen Coming-Out-Situation als Teil einer Minderheit ergeben.

"Schwule sind zwar ähnlichen Problemen ausgesetzt wie heterosexuelle Männer: Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten im Beruf, vieles andere. Dazu kommen aber häufig noch Diskriminierungserfahrungen, was zusätzlich Frustration, Angst und Depression hervorrufen kann", sagt Michael Plaß der die Chemsex-Beratung im Sub leitet.

Club. Foto: Kajetan Sumila / Unsplash

Viele glaubten dann, sich mit Alkohol etwas Gutes zu tun. "Das Gegenteil aber ist der Fall", betont Plaß: "Alkohol kann sich schädlich auf Körper und Psyche sowie soziale Beziehungen und berufliches Funktionieren auswirken".

Am 14. November geht es um den Umgang mit Alkohol in der Community. Welche Rolle spielt Alkohol beim Kennenlernen, im Alltag mit Freund- und Kolleg*innen? Wann wird Alkohol gefährlich, wann besteht die Gefahr einer Abhängigkeit?

Gruppenleiter für Selbsthilfegruppe gesucht

Diese Fragen treiben viele schwule, bisexuelle und queere Männer um. Im Sub melden sich immer wieder Betroffene, die Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe suchen. Leider aber kann das Sub eine solche derzeit nicht anbieten, weil es keine ehrenamtlichen Gruppenleiter findet.

Mit dem Diskussionsabend verbindet sich deshalb die Hoffnung der Veranstalter, dass sich vielleicht Leute finden, die Lust auf diese Aufgabe hätten. Wer Interesse hat, kann sich schon jetzt bei Michael Plaß melden und zwar unter michael.plass@subonline.org oder telefonisch unter 089/856346401.

Bar. Foto: Nick Fewings / Unsplash

Schwule Männer, die alkoholabhängig sind, sehen sich oft dem Dilemma ausgesetzt, dass sie sich nicht outen können und auch in der eigenen Szene oft den Eindruck gewinnen, dass viele nicht in der Lage sind, sie zu verstehen. "Deshalb ist es gut, sich mit Leuten auszutauschen, die ähnliche Themen haben", so Plaß.

Alkohol dauerhaft zu reduzieren oder aufzugeben, sei mit einer großen Portion an Entschlossenheit und Disziplin verbunden. "Dabei hilft das Miteinander."

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