Das Erbe der Vorkämpfer*innen

"Mit Euren Spuren" kommt ins Sub. Ihr erinnert euch vielleicht: Für das Projekt hatten sechs Fotograf*innen aus München im vergangenen Jahr acht queere Senior*innen portraitiert. Ausgewählte Bilder hängen nun pünktlich zum Pride Month in der Müllerstraße - und es gibt ein Buch dazu. Die Vernissage findet statt am Sonntag, 1. Juni, um 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen.

Über ein Jahr hinweg hatten die Fotograf*innen Stella Deborah Traub, Florian Tenk, Joseph Wolfgang Ohlert, Mara Fischer, Teo Ana Apostelescu und Francesco Giordano ihre Begegnungen mit queeren Senior*innen in Fotografien, Texten und durch die künstlerische Aufbereitung von Archivmaterialien dokumentiert. Ihr Ziel war es, von den Errungenschaften früherer Generationen zu lernen und das queere Erbe sichtbar zu machen.

Mit Euren Spuren, Richard Grammel. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert
Richard Grammel. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert

Inhaltlich fokussierten sich die Künstler*innen auf zwei zentrale Aspekte: „Altern jenseits der Cis-Heteronorm“ und „Queere Kämpfe“. Sie hinterfragten klassische Meilensteine cis-heteronormativer Biografien wie die erste Liebe, die Erkundung des eigenen Körpers in der Pubertät, Heirat, Kinder und das Altern im Familienkreis. In den Biografien queerer Menschen, insbesondere derer, die vor über 50 Jahren geboren wurden, nehmen diese Meilensteine oft eine andere Form an oder fehlen gänzlich.

Anlass: Das Ende des Paragrafen 175

Anlass für das Projekt war 2024 das 30. Jubiläum der Abschaffung des homofeindlichen Paragrafen 175, der bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte. Dieser Paragraf, 1871 ins deutsche Strafgesetzbuch übernommen, symbolisierte jahrzehntelang die Diskriminierung und Verfolgung queerer Menschen. Mit Ende des NS-Regimes 1945 blieb er in der verschärften Fassung der Nazi-Zeit bestehen und führte zu unzähligen persönlichen Tragödien und sozialer Stigmatisierung.

Mit Euren Spuren, Sabrina Berndt. Foto: Francesco Giordano
Sabrina Berndt. Foto: Francesco Giordano

Die vollständige Abschaffung im Jahr 1994 markierte einen wichtigen Schritt in der Anerkennung der Rechte von LGBTIQ*-Menschen in Deutschland und symbolisiert den langen Weg zu Gleichstellung und Akzeptanz.

Vergangenes Jahr entstand so eine erste Fotoausstellung in der Seidlvilla (alle Motive), die sich den Porträts und den Gesprächen zwischen den Generationen widmete. Außerdem wurde ein Bildband im Distanz Verlag publiziert. Das Buch ist ein Werk mit Collagen aus historischem Archivmaterial aus dem Forum Queeres Archiv, mit Archivmaterial der Protagonist*innen und den Porträts der Fotograf*innen. Außerdem findet sich darin ein Text von Kim de l'Horizon, die 2022 den Deutschen Buchpreis gewannen.

Preisgekröntes Ausstellungs- und Buchprojekt

Das gesamte Projekt entstand in Kooperation mit dem Verein Forum Queeres Archiv in München und wurde von der Münchenstift sowie vom Kulturreferat in München gefördert. "Mit Euren Spuren" hat in diesem Jahr den Pride Photo Award in den Niederlanden gewonnen und wird mit weiteren Gewinnerprojekten dort in einer Open-Air-Ausstellung durchs Land ziehen. Wir gratulieren!

Vernissage mit Buchvorstellung am Sonntag, 1. Juni , um 15 Uhr im Sub. Es gibt Kaffee und Kuchen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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