Janboris Rätz – Pronomen dey/deren/dem – erlebt durch das Auftreten als nicht-binärer und sichtbar queerer Mensch häufig Beleidigungen, Anfeindungen und Hass. Es gibt aber auch viele, die Janboris inspiriert und ermutigt. Am 12. November spricht dey im Schwul-Queeren Zentrum Sub über queere Geschichte, Geschlechterrollen und natürlich sich selbst. Um 19.30 Uhr geht’s los.
Janboris Rätz will die eigene Stimme nutzen. Seit die bekannte Moderator*in den Job beim SWR in Mainz aufgegeben hat, setzt dey sich mit Interviews, Vorträgen und Workshops intensiver denn je für die Anliegen der LGBT*QIA+-Community ein, insbesondere für die nicht-binärer, trans*, inter* und sichtbarer queerer Menschen.
Janboris sagt: „Gerade in diesen Zeiten, in der extreme Positionen wieder salonfähig werden und auch sonst rechtes Gedankengut krass zunimmt, will ich nicht nur von der Couch aus bei Insta Stories liken oder Reels reposten. Wir müssen alle wieder mehr ins reale Leben und uns für das stark machen, was wir wollen. Die Zukunft dürfen wir nicht den ewig Gestrigen überlassen!“
Und so kommt die 47-jährige Aktivist*in nun auch ins Sub, um über das Leben als öffentliche nicht-binäre Person zu sprechen. Am Dienstag, 12. November, hält dey ab 19.30 Uhr in der Müllerstraße 14 im Rahmen der Queer-Akademie des Sub einen Vortrag zum Thema „Ich bin das Gendersternchen. Aspekte aus dem Leben eines nicht-binären Menschen.“ Der Vortrag ist didaktisch, aber auch interaktiv aufgebaut und erzählt von queerer Geschichte, Geschlechterrollen und natürlich Janboris Rätz selbst.
In einem der zahlreichen Interviews, die Janboris Rätz zum Thema gegeben hat, meinte dey einmal, sich lange an gewünschten Rollenmodelle angepasst zu haben. Janboris hat mehr als 25 Jahre Fernseherfahrung, zum Beispiel von 2014 bis 2024 als Moderator*in beim SWR.
„Ich habe mich als cis-schwuler Mann geoutet, dachte: Das ist es“, sagte Janboris in einem Gespräch beim Talk-Format „Kaffee oder Tee“ 2023. Damit sei dey auch immer gut durchgekommen. Erst später erkannte Janboris, dass da noch etwas anderes auf der Seele lag. In den Corona-Jahren 2020/21 kam dann der Durchbruch: Janboris outete sich als nicht-binär und lebte es auch.
Das Bekenntnis zu sich selbst hat Janboris frei gemacht. Dey trägt lackierte Nägel, hohe Schuhe, auch mal ein Kleid und erlebt täglich, was es bedeutet, als männlich gelesene Person etwas vermeintlich Weibliches zu tun. Queere Sichtbarkeit beantworten die Menschen da draußen oft mit Beleidigungen, Anfeindungen und Hass. Das Outing und die damit verbundenen Auseinandersetzungen kosteten jedes Mal viel Energie. Da müsse man sich schon genau überlegen, ob man die hat, sagt Janboris.
„Menschen lehnen das, was sie nicht kennen, häufig erstmal ab. Das wird uns leider so beigebracht.“ Janboris‘ Eltern hätten in ihrer Erziehung einiges falsch gemacht, aber zumindest vermittelt, dass Menschen nicht per se Arschlöcher sind und man erstmal offen auf sie zugehen sollte. „Das möchte ich auch in meinem Vortrag beleuchten und da, wo es Unwissenheit gibt, aufklären.“
Denn die andere Seite ist: Es gibt auch viele Leute, die Janboris Rätz mit deren Auftreten inspiriert und ermutigt, ihr Leben zu leben. „Es ist viel sinnvoller, als beim Fernsehen zu arbeiten“, hat dey erst neulich in der Show „Paillette geht immer“ mit der Drag Queen Jurassica Parka gesagt.
Die Queer-Akademie im Sub gibt es seit einem Jahr. Das Sub hatte 2013 erstmals eine Männer*-Akademie gegründet, weil Männer* spezifische Anliegen haben, um die sie sich viel zu wenig kümmern, vor allem, wenn es um ihre Gesundheit geht. Weil viele Fragen aber nicht nur Männer* betreffen, nahm das Sub 2023 erstmals auch allgemeine queere Themen in das Programm auf: So entstand neben der Männer* die Queer-Akademie.
Schwule, Hetero- und trans* Männer, die ganze queere Community bekommen nun an sechs Abenden in der Müllerstraße 14 Impulse zu Themen, die sie beschäftigen. Dafür haben die Veranstaltenden hochkarätige Referent*innen ins Sub eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Männer*- und die Queer-Akademie werden gefördert von der Münchner Regenbogenstiftung!