Wie rechte Schwule ticken

Erkenntnisse einer ethnografischen Studie über die AfD. Der Kulturanthropologe Patrick Wielowiejski erklärt am 11. April ab 19.30 Uhr im Sub, was den Rechtspopulismus für schwule Männer* attraktiv macht und wieso es nicht ausreicht, ihnen "Selbsthass" zu unterstellen.

Schwule Männer, die rechts wählen oder gar Mitglied einer rechten Partei sind? Doch, die gibt's. Viele finden die AfD sogar äußerst attraktiv. Der Kulturanthropologe Patrick Wielowiejski (Bild) von der Humboldt-Universität in Berlin hat in einer zweijährigen Feldforschung die Zusammenhänge ermittelt.

Auch Schwule sind Rassisten

Am Dienstag, 11. April, hält Patrick im Rahmen der Männerakademie dazu seinen Vortrag. Der Live-Stream läuft parallel auf der Facebook-Seite. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung.

Patrick hat das Thema immer fasziniert. "Ich habe schon im Studium angefangen, mich für die Frage zu interessieren, wieso und inwiefern Schwule und Lesben daran teilhaben, heteronormative, ebenso wie rassistische und kapitalistische Verhältnisse aufrechtzuerhalten." Als er 2015 begann, sein Promotionsprojekt zu entwickeln, war die AfD eine neue Partei und es kursierten Presseberichte darüber, dass es in der AfD auch Schwule und Lesben gibt. Sie wurden als Kuriosum abgetan, die nicht wissen, was sie tun. "Aus kulturanthropologischer Perspektive erschien mir das Phänomen aber wichtig und ich wollte wissen, was die Schwulen und Lesben in der AfD eigentlich selbst über ihre Politik sagen." Und das haben sie bereitwillig getan.

Und was treibt schwule Männer nun in die AfD? Ohne die Inhalte des Vortrags im Detail vorwegzunehmen, gilt: "Schwule Männer sind nicht mehr, aber auch nicht weniger rassistisch als der Rest der Gesellschaft." Es sei ein Fehlglaube, anzunehmen, dass Menschen, die Diskriminierungserfahrungen machen, automatisch solidarischer mit anderen sind. Im Gegenteil: Viele fühlen sich in der Mehrheitsgesellschaft angekommen und finden zum Beispiel den antimuslimischen Rassismus der AfD attraktiv.

Selbsthass als Erklärung reicht Wielowiejski jedenfalls nicht. Gibt es, aber das Argument diene vor allem jenen, die nicht rechts sind, sich moralisch über die anderen zu erheben. Dabei sei jetzt Zusammenhalt gefragt.

Solidarität mit trans* und inter* Leuten ist gefragt

Die AfD kenne nur die Zweigeschlechtlichkeit. "Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist zentral für das rechte Projekt der Reproduktion einer weißen, deutschen Nation." Das drücke sich etwa in der Vehemenz aus, mit der die AfD gegen Gender Studies agitiere oder das Selbstbestimmungsgesetz. "Schwule und Lesben sollten deshalb unbedingt ihre Solidarität mit trans* und inter* Personen zum Ausdruck bringen und zeigen, dass Geschlecht und Sexualität mehr sind als binäre Kategorien."

Mit seinem Vortrag im Sub will Wielowiejski dazu beitragen, dass in der Szene kritisch über Rassismus, Männlichkeit und Solidarität diskutiert wird.

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