Peter Priller übernimmt ab sofort die Fortbildungen im Sub, die Wissen zu queeren Lebensweisen vermitteln. Zusammen mit TIB und LeTRa klärt er Behörden und Unternehmen auf.
Sein ganzes Leben hat Peter der Community gewidmet. Er hat zuletzt für die Münchner Aids-Hilfe gearbeitet, dort für rosaAlter als Berater, zeitweilig zusätzlich im betreuten Einzelwohnen. Davor, von 1996 bis 2010, war er sozialarbeiterisch in einer Tagesstätte für psychisch Kranke in Bad Tölz tätig, wo er auch - zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Partner Sepp - den Verein SchuTz, Schwule und Lesben in Tölz und im Oberland, gegründet hat, der nächstes Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Der Mann hat also Erfahrung mit queeren Lebensweisen.
Als katholischer Theologe und ehemalige Priester bringt er außerdem das nötige Feingefühl mit. Sein theologisches Diplom hat er schon 1987 abgelegt. Er wagte schließlich den Weg ins geistliche Amt der römisch-katholischen Kirche, hat sich dann allerdings schon auf seiner ersten Kaplanstelle unsterblich in einen Mann verliebt, mit dem er dann eine 17-jährige Beziehung führte. Das war Sepp, "der Schnauzbart aus der Elf-Uhr-Messe". 1996 hat Peter die römisch-katholische Kirche verlassen. Inzwischen ist er in der alt-katholischen Kirche engagiert, übt das Priesteramt als Seelsorger dort ehrenamtlich aus.
Fortbildungen durchführen, sie entwickeln, verfeinern - das hat Peter schon bei rosaAlter gerne und gut gemacht. Im Sub kommt uns das jetzt zu Gute. Wir vermitteln mit der Trans* Inter* Beratungsstelle TIB und der Lesbenberatung LeTRA seit Jahren Fachwissen zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, sensibilisieren für die Belange schwuler, bisexueller und trans* Männer sowie lesbischer, bisexueller und trans* Frauen. Und wir alle zusammen informieren praxisbezogen zu den spezifischen Aufgabenfeldern der anfragenden Institution.
Mit Quentin von der TIB und Claudia von LeTRa wird Peter weiterführen, was sein Vorgänger Uli im Sub angefangen hat: die Module der Fortbildungspakete immer neu justieren. Denn die queere Community und ihre Bedürfnisse ändern sich ständig.
Peter sagt: "Was queeres Leben im Allgemeinen angeht und queeres Leben im Alter im Speziellen kenne ich mich recht gut aus. Ich möchte für den Job im Sub aber nun alle Altersgruppen in den Blick nehmen auch mit ihren spezifischen Frage- und Problemstellungen." Erste Ideen hat er bereits, was das Team ergänzen bzw. vertiefen könnte. "Vieles wird die Praxis zeigen."
Warum er wechselt? Das Sub, so hofft Peter, werde seine Perspektive auf die Community wieder weiten. Zuletzt als Berater bei rosaAlter sei er nach 13 Jahren so langsam selbst in die Zielgruppe hineingewachsen. Aber nach all der Zeit, wenn man allmählich zum schwulen Senior wird und auch beruflich auf schwule Senioren fokussiert sei, so Peter, könne es nicht schaden, sich neu zu orientieren.
Und es entlastet ihn auch. Denn beim Sub geht es nur um Fortbildungen, nicht mehr um psychosoziale Beratung, Case-Management oder Nachbarschaftshilfe wie früher.
Nur dass kein falscher Eindruck entsteht: Peter war sehr gerne bei rosaAlter. Die Einrichtung hat ihm 2010, als er einstieg, neuen Sinn gegeben, nachdem sein Lebenspartner Sepp an einem seltenen Blutkrebs gestorben war. "Ich musste einiges verändern", sagt Peter. Es war ein Moment des Umbruchs - so wie jetzt.
Peter freut sich sehr auf seine Aufgabe und das nicht nur, weil er damit selber wieder ein Stückchen wächst. Die Arbeit für die Community ist ihm ein Anliegen: "Wenn ich die gesellschaftlichen Entwicklungen von meiner Coming-Out-Zeit in den 80er Jahren bis heute betrachte, so haben wir unglaublich viel erreicht. Und gleichzeitig sehe ich, wie dieses Erreichte von bestimmten Gruppen immer lauter und immer dreister in Frage gestellt wird."
Solange er könne, betont unser neuer Kollege, möchte er dafür arbeiten, dass jeder Mensch ganz selbstverständlich so sein und leben darf, wie er eben ist. "Das hat etwas mit Respekt und Würde zu tun."
Peter hat die Stelle im Sub bereits am 1. August angetreten. Er ist verheiratet und lebt in Bad Tölz. Wir freuen uns ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit ihm.